Einführung in den Landschaftsplan
Seit vielen Jahrhunderten sind Menschen im südlichen Niedersachsen ansässig. Sie haben die großen Urwälder gerodet, den Boden urbar gemacht, Verkehrswege und Siedlungen angelegt. Die Nutzung durch den Menschen hat die südniedersächsische Landschaft verändert. Sie ist, so wie wir sie kennen, keine Naturlandschaft mehr. Unser Wirken und das unserer Vorfahren kommt in ihr zum Ausdruck, hat die heutige Kulturlandschaft geprägt. Nutzungsänderungen und sich wandelnde Anforderungen des Menschen an seinen Lebensraum bedingen ihre ständige Veränderung. Landschaft ist daher ein lebendiges Kulturdenkmal und dokumentiert unseren Nachfahren auch einen Teil unserer Kultur.
Die Landschaft liefert uns Nahrung, Baustoffe und Energie. Sie ist jedoch mehr als nur unser Lebensraum. Mit dem Begriff Heimat verbinden wir jene Landschaft, mit deren unverwechselbaren Eigenarten wir uns identifizieren und die wir so gestalten, daß wir uns wohlfühlen. Da sich viele Spuren unseres Wirkens in der Landschaft über unsere Zeit hinaus erhalten, gestalten wir aber auch den Lebensraum für unsere Nachkommen zu einem guten Teil mit.
Die Landschaft ist allerdings nicht nur unser Lebensraum. Wir teilen ihn mit einer großen Anzahl an Tieren und Pflanzen, die ihrerseits maßgeblich die landschaftliche Ausprägung, ihre Vielfalt mitbestimmen. Ohne diese Vielfalt an Vögeln, Schmetterlingen, blühenden Wildkräutern u.a., würde nicht nur unsere Heimat einen Teil ihrer Schönheit einbüßen, sondern wäre unsere Umwelt insgesamt ärmer, böte sie auch dem menschlichen Leben weniger Möglichkeiten. Denn einen Teil dieser Artenvielfalt machen wir uns beispielsweise in der Land- und Forstwirtschaft zunutze. Und auch wenn wir einen Großteil der uns umgebenden Flora und Fauna gar nicht kennen - als Beispiele seien Insekten, Flechten und viele Kleinstlebewesen genannt - so sind sie doch zur Erhaltung der sehr komplexen landschaftlichen Ökosysteme unentbehrlich. Andere Arten sind uns lästig und wir versuchen, sie mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu vertreiben, ohne die Auswirkungen dieser Maßnahmen zu bedenken, die letztlich auf uns selbst zurückfallen können.
Landschaft ist mehr als nur die Summe ihrer Bestandteile. Sie stellt sich als verflochtenes Wirkungsgefüge verschiedenster Lebewesen und Einflußfaktoren dar, die sich wechselseitig beeinflussen. Der Einzelne kann immer nur einen Teil dieses umfassenden Systems wahrnehmen. Diese Einsicht sollte uns dazu veranlassen, ihre Gestaltung nicht allein nach dem Prinzip der Zweckmäßigkeit vorzunehmen. Denn was dem einen vorteilhaft erscheint, mag für den anderen von Nachteil sein. Und was heute zweckmäßig aussehen mag, kann sich morgen bereits als nachteilig erweisen. Die Nutzung der Landschaft muß daher stets auch Auswirkungen auf Dritte und auf andere Landschaftsfaktoren berücksichtigen, um langfristig von Bestand zu sein.
Konflikte bei der Inanspruchnahme der Landschaft ergeben sich immer. Vor ihnen nicht die Augen zu verschließen, sondern eine ausgewogene, nachhaltige Lösung zu finden, ist eine Voraussetzung dafür, daß auch unsere Nachfahren einen Lebensraum vorfinden, der ihnen eine sichere und zufriedene Existenz ermöglicht.
Aufgabe des Landschaftsplanes ist es, eine Bestandsaufnahme der Landschaft im Bereich des Flecken Adelebsen zu erstellen, Werte und Defizite aufzuzeigen und Wege zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen für Mensch, Tier und Pflanze zu weisen. Ziel ist jedoch darüber hinaus, bei den Einwohnerinnen und Einwohnern Adelebsens und der im Flecken Adelebsen zusammengeschlossenen Dörfer ein Verständnis für ihre Heimat zu wecken: für ihre geologischen und klimatischen Grundbedingungen, ihre räumliche Ordnung, ihr belebtes und unbelebtes Inventar, ihre historische Entwicklung und ihre Bedeutung für Mensch, Pflanze und Tier. Die Verfasser würden sich freuen, wenn der vorliegende Landschaftsplan nicht verwaltungsintern bleiben, sondern Verbreitung finden und kontrovers diskutiert werden würde. Denn die Anforderungen von Naturschutz und Landschaftspflege sind nicht selbstverständlich: sie sind vielmehr gesellschaftliche Wertvorstellungen, die sich ebenso im Wandel befinden wie die Gesellschaft selbst. Eine kontroverse Diskussion ist der beste Garant dafür, daß Art und Weise des Umganges mit Natur und Landschaft im öffentlichen Bewußtsein hinterfragt werden und eine Konsensfindung stattfindet, welche zu einem bewußteren Umgang mit den Ressourcen unserer natürlichen Lebenswelt führt.
Naturschutz ist eine Aufgabe, die - gemessen an ihrer ständig propagierten Bedeutung oder dem Umfang der zu erhaltenden Flächen - eine unverhältnismäßig geringe Mittelzuweisung durch öffentliche Haushalte erhält. Naturschutz in seiner heutigen Form wäre ohne die ehrenamtliche, unentgeltliche Mitarbeit vieler naturkundlich Interessierter nicht denkbar. Viele Informationen, welche im Landschaftsplan Adelbsen verwendet wurden, sind auf diese Weise gesammelt worden. Gemäß § 60 des Niedersächsischen Naturschutzgesetzes wurden die anerkannten Verbände bei der Aufstellung des Landschaftsplanes beteiligt und lieferten zum Teil wertvolle Hinweise. Allen ehrenamtlichen Mitarbeitern des Naturschutzes sowie insgesamt allen, die uns wertvolle Hinweise geben konnten, gebührt daher besonderer Dank. Ein weiterer Dank gilt all jenen, deren Engagement für die Ziele von Naturschutz und Landschaftspflege das Zustandekommen des Landschaftsplanes ermöglicht und begleitet hat. Stellvertretend für viele Ungenannte danken die Verfasser dem Rat und der Verwaltung des Flecken Adelebsen sowie den Angehörigen der Naturschutzbehörde des Landkreises Göttingen für ihr Interesse und ihre freundliche Unterstützung.
Ein Wort noch zum Umgang mit diesem Planwerk. Der Umfang des Erläuterungsberichtes ist in der Tat erheblich. Manches mag vor allem denjenigen trivial erscheinen, die im täglichen Umgang mit Natur und Landschaft stehen. Andere wiederum werden gerade diese Aussagen mit Interesse lesen. Da sich der Landschaftsplan nicht nur an Eingeweihte wendet, sondern vor allem auch für interessierte Bürger bestimmt ist, wollten die Verfasser nicht auf diese Aussagen verzichten. Nur die wenigsten werden den Erläuterungsbericht von vorn bis hinten durchlesen, sondern an Aussagen zu speziellen Bereichen interessiert sein. Aus diesem Grund wurde großer Wert auf einfache Auffindbarkeit der unterschiedlichen Themen gelegt. Voraussetzung hierzu ist eine methodisch straffe Gliederung in Verbindung mit einem übersichtlichen Inhaltsverzeichnis, selbst wenn aufgrund dieser Vorgaben inhaltliche Wiederholungen stellenweise unvermeidlich sind.
Für die wichtigste Darstellung, die Kartierung des Ist-Zustandes, wurden Kartengrundlagen im Maßstab 1 : 5.000 gewählt. Dieser Maßstab ermöglicht eine relativ detaillierte Wiedergabe der vorhandenen Gegebenheiten. Allerdings wurden für die Darstellung des gesamten Gemeindegebietes fünf Kartenblätter erforderlich. Weitere Darstellungen in diesem Maßstab schlossen sich aus; das Planwerk wäre ansonsten völlig unübersichtlich geworden. Die Naturschutz-, Konflikt- und Maßnahmenkarte wurden deshalb im Maßstab 1 : 10.000 ausgeführt. Die auf dieser Grundlage erstellten Kartenwerke zeichnen sich durch ein handliches Format aus, welches sich im täglichen Umgang bewähren wird.